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European Payments Initiative Europa Zahlungssysteme

Nimmt EPI jetzt Fahrt auf?

EPI (European Payments Initiative) ist ein Zusammenschluss europäischer Banken und Zahlungsdienstleister zur Etablierung eines einheitlichen europäischen Zahlungssystems. Damit soll gleichsam eine europäische Alternative zu bisherigen nicht-europäischen Marktführern wie Visa, Mastercard und Paypal geschaffen werden – auch, um Europa nicht zuletzt vorm Hintergrund weltpolitischer Entwicklungen unabhängiger zu machen. Im Sommer soll es mit der digitalen Wallet-Lösung „wero“ nun losgehen!

Die europäische Zahlungsinitiative EPI mit Sitz in Brüssel beabsichtigt, ein innereuropäisch einheitliches Bezahlsystem zu etablieren, mit dem das Senden und Empfangen von Geldern unter allen teilnehmenden Finanzinstituten nahtlos, sicher und schnell möglich ist. Es geht hier um die Bereitstellung einer digitalen „All-in-One-Wallet-Lösung basierend auf SEPA-Echtzeitzahlungen und vorhandenen Girokonten unter einer einheitlichen Marke“, wie es das IT Finanzmagazin zusammenfasst. Der Name dieser digitalen Geldbörse bzw. Brieftasche („digital Wallet“) – sprich: der Smartphone-App mit den Zahlungsdienstleistungen – ist „wero“, eine Wortschöpfung aus dem englischen „we“ für (ein europäisches) „wir“ und „Euro“. Nicht ganz zufällig ist dabei wohl auch der „Gleichklang“ zum lateinischen „vero“ – was mit „wahr“ zu übersetzen ist, auf dass es im europäischen Sprachraum eine „wahrhaft“ positive Assoziation erzeugen möge.

Der Zugriff auf wero soll sowohl über eine eigene mobile App als auch über Anwendungen der jeweiligen EPI-Mitgliedsbanken möglich sein. Basierend auf der in Europa bestehenden Instant-Konto-zu-Konto-Infrastruktur soll wero perspektivisch den Zugang zu vielfältigen Funktionalitäten plus zusätzlichen Mehrwertleistungen beinhalten – insbesondere, schnellere und sichere Zahlungsströme effizient in Echtzeit ohne Zwischengeschaltete ermöglichen: Transaktionen von Person-zu-Person (P2P) und Person-zu-Professionell (P2Pro), Online- und Mobile Shopping-Funktionen, Treue- und Bonusprogramme sowie vieles mehr stellt man sich vor. wero soll damit als „digitale Geldbörse“ Europas erste Wahl werden und als solche auch bestehende Lücken im bisherigen Zahlungssystem schließen. Für die Kundschaft könnte der Zahlungsverkehr durch EPIs Lösung sogar günstiger werden. Zum Bezahlen im Internet wäre wero dann die Alternative zu Kreditkarten und Paypal. Im stationären Handel möchte EPI auf Konto-zu-Konto-Zahlungen setzen. Zudem gibt es Pläne, auch etablierte Bank- und Kreditkarten in die EPI-Lösung zu integrieren. In Deutschland beträfe dies in erster Linie die Girocard (vielen fälschlicherweise noch als „EC-Karte“ geläufiger), für die es nach dem Wegfall der Maestro-Funktion im weltweiten Einsatz sukzessive ohnehin einer (Ersatz-)Lösung bedarf.1

Ende Juni 2024 soll wero nun zunächst mit den „Handy-zu-Handy-Zahlungen“ (P2P) in Deutschland, Frankreich und Belgien starten. Zusammen machen die drei Länder über die Hälfte aller elektronischen Zahlungen im Euroraum aus. Als nächstes werden voraussichtlich die Niederlande mitmachen. In den folgenden Jahren sollen dann weitere europäische Länder hinzukommen. Der ursprünglich bereits zum Jahresbeginn 2024 vorgesehene Start verzögert sich somit um einige Monate. Begründet wird dies damit, dass das funktionierende Senden und Empfangen von Zahlungen unter allen teilnehmenden Instituten erst komplett sichergestellt werden musste. Ab April 2025 ist dann im folgenden Schritt die Einführung der Zahlungsfunktion fürs Online-Shopping geplant. Maßgeblich für den diesbezüglichen Erfolg ist allerdings, dass auch Marktgrößen wie Amazon bereit sind, ihrer Kundschaft die EPI-Lösung als Bezahlmöglichkeit anzubieten. Nach Angaben von EPI-Chefin Martina Weimert sei man hier aber schon „in guten Gesprächen“. Starkes Interesse zeigten neben Händlern auch große amerikanische wie chinesische Plattformen. Ab Jahresende 2025 soll die EPI-Lösung dann schließlich auch im stationären Handel, also in den lokalen Geschäften, Einzug halten.

Hervorgegangen war die Europäische Zahlungsinitiative im Jahr 2020 ursprünglich aus dem Zusammenschluss von 31 Banken und zwei Zahlungs­dienst­leistern (Drittanbieter), unterstützt aus sieben EU-Staaten – Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Niederlande, Spanien und Polen. Ende 2020 gründete man die EPI-Interimsgesellschaft zu dem Zweck, faktisch als erstes paneuropäisches Zahlungssystem eine europaweite Omnikanal-Bezahllösung für grenzüberschreitende Zahlungen via Smartphone, Browser und Karte anzubieten. Dies sollte dann auch in Echtzeit („Instant Payment“) funktionieren – und neben dem Euro irgendwann womöglich noch weitere Währungen abdecken.

Doch nach dem Projektstart wurde es erst mal holprig – einige Gesellschafter sprangen ab: so auch die ursprünglich mit 15 Instituten angetretenen spanischen Banken. Ebenso machten namhafte deutsche Banken 2022 einen Rückzieher – z. B. die Commerzbank und zeitweise auch das Spitzeninstitut der Genossenschaftlichen FinanzGruppe, die DZ Bank. Das Projekt stand auf der Kippe, angesichts der Abgänge fehlten nun auch erhebliche finanzielle Mittel. Mit „EPI 2.0“ – wo die DZ Bank wieder hinzukam – einigte man sich schließlich auf eine abgespeckte Version, deren Fokus nun auf der reinen Wallet-App für Handy-zu-Handy-Zahlungen sowie das Bezahlen beim Online-Shopping und an den Ladenkassen liegt. Frühere Pläne für eine darüber hinaus vorgesehene gesonderte europäische Bezahlkarte, welche die unterschiedlichen Karten der jeweiligen Länder ablösen sollte, wurden fallengelassen – selbige sollten stattdessen daher nun in der EPI-App hinterlegt werden können.

Aktuell wird EPI von 16 Finanzinstituten (älteren wie neu hinzugekommenen) getragen. Stand Mai 2023 benennt das IT Finanzmagazin folgende Gesellschafter: aus Frankreich die BFCM, BNP Paribas, BPCE, Crédit Agricole, La Banque Postale und Société Générale; von deutscher Seite die Deutsche Bank, den Deutschen Sparkassen- und Giroverband DSGV sowie nach ihrem Wiedereinstieg die DZ Bank; in den Niederlanden sind es die ING, KBC, ABN Amro und Rabobank; außerdem gehören die belgische Belfius und als internationale Payment-Partner (Zahlungsdienstleister) das italienische Unternehmen Nexi wie auch der französische Anbieter Worldline dazu. EPI sei aber für die Aufnahme weiterer Banken offen und strebe die Expansion in weitere europäische Staaten an.

Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Europäische Kommission unterstützen EPI – planen aber ihrerseits auch weiterhin den digitalen Euro. Einige Banken sehen hierin die Gefahr, dass dieser nicht allein bisherigen Zahlverfahren, sondern auch EPI Konkurrenz machen könnte. Bedenken kamen seitens der bei EPI ausgeschiedenen Commerzbank, aber ebenso unter den beteiligten Gesellschaftern z. B. aus dem genossenschaftlichen Sektor. Man befürchtet, dass mit EPI und einem digitalen Euro nebeneinander womöglich redundante Infrastrukturen aufgebaut würden, wodurch die Banken dann zweimal investieren müssten. Zudem sorgt man sich, dass die Privatwirtschaft im Falle eines mehr oder weniger staatlichen EZB-Konkurrenzangebotes in Form des digitalen Euros nicht mehr investiere und Innovationen damit abgewürgt würden. So äußerte Commerzbank Privatkundenvorstand Thomas Schaufler seinerzeit mit Skepsis, dass er persönlich für ein neues Bezahlsystem als Verbraucher nicht den Bedarf sähe. Zudem gab er zu bedenken, dass ein europaweites Zahlungssystem auch europaweit funktionieren müsse. Wenn wichtige Länder nicht mitmachten, sei das keine europäische Lösung. Fürsprache kam hingegen von den Sparkassen, welche die Auffassung der EPI-Führung teilten, dass es für die EPI-Lösung und den digitalen Euro auch komplementäres Potenzial gäbe – z. B., wenn Kund:innen den digitalen Euro auch über die EPI-Smartphone-App nutzen könnten. Die Deutsche Bank gab an, EPI durch den digitalen Euro nicht infrage gestellt zu sehen und sprach sich ebenfalls für die beiderseitige Ergänzung aus.

Fazit und Ausblick: Wie sich EPI in den nächsten Monaten und Jahren mit wero weiter entwickeln wird, bleibt gespannt zu verfolgen. Viele Faktoren beeinflussen dies. Einige bislang nicht beteiligte Banken möchten auch erst mal abwarten und beobachten, bevor sie sich für oder gegen eine Teilnahme entscheiden. Wie sich ein (als Ergänzung zu Banknoten und Münzgeld angedachter) digitaler Euro gegebenenfalls auswirken wird, ist ungewiss: Zumal bislang noch gar nicht feststeht, ob es diesen überhaupt geben wird! Falls ja, sicherlich nicht vor 2027 – wenn EPI längst Zeit zur Bewährung hatte. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Eine interessante Einschätzung künftiger Entwicklungen aus dem genossenschaftlichen Umfeld findet sich überdies auf der DZ Bank Homepage unter Zukunftstrends im Zahlungsverkehr *.

1 Mehr zum Thema „Maestro-Wegfall“ finden Sie auch in unserem Beitrag Maestro, was wird nun aus unserer BankCard? vom 14.02.2023

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