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Biene - Bild von Hand Benn auf Pixabay

„Insekten brauchen frische Triebe. Und jeder kann einen Beitrag leisten …“

Bienen stehen im Mittelpunkt der diesjährigen SpardaNachhaltigkeitsaktion: Hierbei gibt es für bestimmte nachhaltige Geldanlagen vom 1. Juni bis 30. September jeweils noch eine Fünf-Euro-Spende an den Landesverband Hessischer Imker e. V. als Anreiz mit dazu. Wir sprachen mit dessen ersten Vorsitzenden, Manfred Ritz:

Sparda-Bank Hessen (SBH): Herr Ritz, schön, dass wir Sie befragen dürfen, um mehr zu einem ebenso interessanten wie wichtigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsthema zu erfahren. Erlauben Sie uns zunächst eine ganz persönliche Frage: Was fasziniert Sie so an den Bienen – und warum haben Sie sich der Imkerei verschrieben?

Manfred Ritz (MR): Imker bin ich seit 1982 und das kam eigentlich über meinen Schwiegervater. Er kam mit einem Artikel dazu aus dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt und meinte, dass das doch was für mich wäre. Ich habe dann eine Postkarte geschrieben und bekam daraufhin Informationsmaterial. So kam ich als Seiteneinsteiger in die Imkerei. Das war damals noch schwierig, denn es gab hierfür noch keine Schulungen und Ausbildung. Und die vorhandenen Imker beklagten sich zwar immer, dass nichts nachkäme – betrachteten dann aber jeden, der nachkam, wiederum als Konkurrent. Das hat sich heute zum Glück gewaltig geändert.

SBH: Albert Einstein wird das Zitat zugeschrieben „Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen“. Warum ist die Biene für uns insgesamt so wichtig?

MR: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass er dies gesagt hat. Denn die Bienen kamen nach Amerika beispielsweise erst nach der Entdeckung durch Kolumbus mit den Spaniern und Portugiesen. Und davor lebten die Menschen dort auch. Aber Bienen sind für die Bestäubung von allem was blüht – also auch Obstbäume – wichtig. Getreide braucht keine Bienen. Das vermehrt sich durch Windbestäubung. Zwar gibt es auch bei Obstgehölzen Windbestäubung – doch da, wo Bienen aktiv sind, steigert das nachweislich den Ertrag. Bei Apfelbäumen sogar bis zu 90 Prozent. Bei Raps führt die Bestäubung durch Bienen neben einer 10 bis 15-prozentigen Ertragssteigerung auch zu höherem Ölanteil.

SBH: Was sind aus Ihrer Sicht Hauptgründe für das heutige Bienensterben?

MR: Das Bienensterben an sich gibt es so nicht. Dieses Thema war vor einigen Jahren durch die Presse hochgekommen, als 2008 akute Probleme mit dem Maiswurzelbohrer bestanden. Zu dessen Bekämpfung brachte man damals Maissaatgut aus, das mit insektizidem Wirkstoff gebeizt war. Durch den Staub auf den Feldern und Obstblüten starben seinerzeit viele Bienen. Es handelte sich dabei aber in erster Linie um Flugbienen, die in einem Stock etwa ein Drittel ausmachen. Ein großes Problem ist allerdings die Varroamilbe, die zu den größten Schädlingen der Bienenvölker zählt und auch Wildbienen befällt. Das nasse Wetter im letzten Jahr förderte deren Verbreitung, wodurch rund 20 Prozent der Honigbienen in Hessen starben. Imker bekämpfen diesen Schädling bei ihren Honigbienen mit Ameisen- und Oxalsäure. Wildbienen haben hier das Problem, dass sie keinen Imker im Rücken haben und somit auf sich gestellt sind. Noch ein Problem ist die Entwicklung unserer Wohngebiete. Wenn Sie einmal in die Vorgärten schauen, was sehen Sie da? Viel Schotter, Rasen und versiegelte Flächen, von denen die Bienen nicht leben können. Und jeder kann Unkrautvernichtungsmittel frei kaufen und ohne Sachkunde im Garten verteilen. Hier tut Umdenken Not! Insekten brauchen frische Triebe. Und jeder kann einen Beitrag leisten: Zum Beispiel, alte Obstbäume im Garten nicht fällen und auf viele bienenfreundliche Pflanzen achten, anstatt nur nach optisch schönen Blüten zu wählen, die keine Pollen liefern.

SBH: Recherchen zur Imkerei führen schnell auch auf Portale, wo beklagt wird, dass heutige Imkerei mehr mit intensiver Nutztierhaltung als mit Bienen- und Naturschutz zu tun habe, und auch das zu Krankheiten führe. Wie sehen Sie das?

MR: Das kann man meines Erachtens so nicht sehen. Bienenvölker sind schon immer große Kolonien gewesen. Da gab es auch damals schon Krankheiten, beispielsweise viele Brut- und Darmkrankheiten, die es heute gar nicht mehr gibt. Heutige Bienenhaltung lebt in gesunden Bienenkästen. Und man kann durch entsprechende Haltungsformen gegensteuern. Wir versuchen alles, um unsere Bienen gesund zu halten, da arbeiten wir deutschlandweit auch eng mit Instituten zusammen, die hier forschen. Beispielsweise auch, um die Bienen vor der Varroamilbe zu schützen.

SBH: Welche Bedeutung haben in Ihrem Verband naturnahe Methoden, bei denen beispielsweise auch Tierwohl und Tierethik eine Rolle spielen?

MR: Solche Imker, die das in dieser Weise als Hobby betreiben, haben wir auch. Aber ob das immer alles dem Tierwohl entspricht, ist aus meiner Sicht zweifelhaft. Bei Demeter gibt es beispielsweise die Vermehrung bzw. Teilung nur durch Schwärme. Und wenn ein Schwarm in der Natur keinen passenden Hohlraum findet, ist er dem Tode geweiht. In der Zucht geht es um Auslese und es wird gegen Krankheiten selektiert. Hierzu braucht man gewisse Kriterien. Beispielsweise kann man durch Zucht aber auch aggressivem Verhalten entgegenwirken. Ohne dieses Merkmal der Friedfertigkeit wäre eine Bienenhaltung in städtischen Bereichen nicht möglich.

SBH: Können Sie etwas hinsichtlich der anteiligen Zusammensetzung Ihres Verbandes aus „Hobby-Imker:innen“ und „professionellen Imker:innen“ sagen?

MR: Unter unseren insgesamt rund 12.000 Imkern aus etwa 160 regionalen Vereinen betreiben ungefähr 80 bis 85 Prozent die Imkerei als Hobby und Nebenerwerb. Es sind vielleicht 15, die ausschließlich von der Imkerei leben. Und nur ganz wenige halten mehr als 1.000 Bienenvölker in ihrem Bestand. Diese fahren ihre Völker auch mit Bienenwagen an unterschiedliche Standorte. Aber im Verband ist das nicht unsere Zielgruppe, da sie mit der mobilen Imkerei natürlich unseren standorttreuen Imkern auch Teile ihrer Ernte abspenstig machen. 1963, als unser Verband gegründet wurde, kamen auf etwa 13.000 Mitglieder noch um die 113.000 Bienenvölker. Heute sind es nur noch 68.000 Völker bei rund 12.000 Mitgliedern. Im Schnitt kommen bei uns also etwa fünf bis sechs Bienenvölker auf einen Imker – und auf einen Quadratkilometer rechnerisch 2,8 Völker.

SBH: Gibt es bei Ihnen auch Projekte für Wildbienen?

MR: Unser Landesverband hat sich schon satzungsgemäß auch der Mitwirkung in Naturschutz und Landschaftspflege verschrieben. Die Förderung von Wildbienen und einer artenreichen Natur gehört hier mit dazu. Alles, was für Honigbienen gut ist, hilft auch den Wildbienen. Diese werden über die Ernährung mit gefördert: Es gibt um die 550 Arten, unter denen zum Beispiel auch einige sind, die nur ganz bestimmte Pflanzen mögen. Und da arbeiten wir zusammen mit der Landwirtschaft daran, dass entsprechende Blühflächen für Wild- und Honigbienen angelegt werden. So werden beispielsweise auch Saatmischungen entwickelt, die zu anderen Zeiten blühen, damit die Bienen über einen längeren Zeitraum Nahrung finden.

SBH: Was könnte man aus Ihrer Sicht insgesamt noch besser machen?

MR: Eine unserer Hauptaufgaben sehen wir in der Schulung und Ausbildung unserer Einsteiger, wie auch in der Weiterbildung bereits etablierter Imker. Da stecken wir die größte Energie rein, denn eine fundierte Ausbildung muss die Grundlage sein, bevor man überhaupt beginnt! Über 30 ehrenamtliche Lehrbeauftragte haben wir dafür an den Wochenenden mit Honig-Grund- und Aufbaukursen am Start. Und das weitere große Ziel, bei dem wir mit dem Hessischen Bauernverband kooperieren, ist natürlich die Erweiterung und Ergänzung von bienenfreundlichen Blühflächen. In diesen beiden Bereichen wird auch die Spende aus Ihrer Nachhaltigkeitsaktion in erster Linie Verwendung finden und weiterhelfen, wofür ich mich an dieser Stelle nochmals bedanke.

SBH: Herr Ritz, wir bedanken uns für das informative Gespräch!

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